In einem Standard Artikel von Alfred Komarek habe ich kürzlich folgendes gelesen: „Umzingelt von "Musts", bedrängt von Zwängen, belehrt von Gebrauchsanweisungen, vom Erfolgsdruck gejagt und mit Glücksversprechen belogen, will ich von alldem nichts mehr wissen müssen. Aber es gibt sehr viele, die sich ohne das offenbar hilfreiche Diktat von Trendsettern, Animateuren, Marketingstrategen, Vorkostern, Vorreisenden, Vorempfindern, Vordenkern, Vorlebern, Vorglaubern, Meinungsbildnern, Lebensberatern, Coaches, Kultpredigern, Marken-Vermarktern und weiß der Teufel was noch alles (natürlich beiderlei Geschlechts) in der Welt nicht mehr zurechtfänden. Auf sich selbst zurückgeworfen, für sich selbst und für ihr Tun verantwortlich, aller Wegweiser, Hinweiser und Anweiser ledig, wäre nichts mehr als orientierungslose Ödnis und Einsamkeit um sie und in ihnen. Wer nicht mitmacht, ist nicht dabei, und wer sich nicht sagen lässt, wohin es zu gehen hat, muss sehen, wo er bleibt.“ Ein paar Tage später begegne ich im Copy Shop meines Vertrauens, wo ich mit dem Inhaber immer wieder gerne philosophische Gespräche führe, einer Dame, die sich erkundigt, was ich den beruflich mache. Als ich ihr erzähle, dass ich Coach bin, ver-dreht sie die Augen und meint, „warum müssen die Menschen unbedingt glücklich gemacht werden, es ist doch auch ok, mal traurig zu sein.“ Ich dachte an den Artikel von Alfred Komarek und sagte, „nein, man muss nicht immer glücklich sein, auch die Traurigkeit gehört zu unserem Leben und muss nicht immer sofort optimiert und in Glück verwandelt werden“; und erinnerte mich dabei sofort an meine Betroffenheit, als mir jemand 3 Monate nach dem Tod meiner Mutter sagte, „jetzt muss aber Schluss sein mit dieser Trauergeschichte, reißt Dich zusammen, das Leben geht weiter.“ Nein, es muss sich nicht jeder sofort coachen lassen und man braucht nicht für alles im Leben gleich einen Coach. Es gibt viele Menschen, die sehr reflektiert sind und selbst Wege finden, ihr Leben so zu ge-stalten, dass es ihnen gut damit geht. Doch es gibt eben auch Zeiten, wo man zu so einer Rundumschau nicht in der Lage ist und spürt, dass manches im Leben nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Man leidet darunter und findet selbst keinen Weg, das zu ändern. Hier kann Coaching eine wirksame Unterstützung sein. Vor allem, wenn Coaching so verstanden wird, dass da nicht einer kommt, der dir das Ruder aus der Hand nimmt und dein Schiff auf Erfolgskurs bringt - unter dem Motto: „das hat mir geholfen, also mach das jetzt so und Du wirst auch erfolgreich sein.“ Sondern vielmehr so, dass der Coach für eine zeitlang – manchmal kürzer – manchmal länger – ein Wegbe-gleiter ist - vielleicht ein Lotse – der auf Untiefen und Gefahren aufmerksam macht – und der die richtigen Fragen stellt, um das Wissen über uns selbst, was tief in uns drinnen ohnehin vorhanden ist, ans Tageslicht zu bringen. Ja, als Coach stelle ich eine Menge Fragen. Fragen, die zum Nachdenken anregen und die einen Prozess des Sicht-Bewusst-Machens in Gang bringen. Und dann verabschiedet sich ein Coachee mit den Worten „Wenn ich gewusst hätte, wie gut mir das tut, wäre ich schon früher gekommen.“ Es darf auch leicht gehen. | |
1 Comment
24/10/2015 10:18:53 am
Oh, interessant. Ich habe das Coaching nie als Glücklichmacher gesehen. Vielmehr sehe ich Coaching auch wie du, als Wegbegleitung. Man bietet neue Impulse, Reflektionen und ein systemisches Herangehen an wichtige Fragen oder Weiterentwicklungen im Leben. Man versucht unbewusste Muster sichtbar zu machen und hilft den Klienten ein Stück auf seinem Weg. Man ist eine Art Vertrauensperson, die mit Rat und Tat zur Seite steht.
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AutorinBeatrice Floh Archives
February 2022
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